Schatten der Gondeln von John Banville

Empfehlung von Anna Zehetmeier

„Ich gebe Büchern meistens 50 Seiten. „Schatten der Gondeln“ war knapp davor, diese Grenze zu verfehlen. Doch da ich für unsere Buchvorstellung unbedingt ein Venedig-Buch brauchte, habe ich weitergelesen – und bin dafür mehr als belohnt worden. John Banville erweist sich hier erneut als einer der großen Stilisten unserer Zeit. Sein Erzählen ist fein ziseliert, sprachmächtig und zugleich voller leiser Ironie. Was zunächst wie ein Gesellschaftsroman wirkt, verwandelt sich nach und nach in ein unheimliches, fast kriminalistisches Verwirrspiel. Hinter jeder spinnwebigen Ecke lauert eine neue Irritation, eine neue Frage, ein neuer Schatten. Venedig ist in diesem Roman weit mehr als Kulisse – die Stadt wird zum zweiten Protagonisten: neblig, flirrend, geheimnisvoll, immer ein wenig bedrohlich. Evelyn Dolmans zunehmend brüchige Wahrnehmung spiegelt sich in Gassen, Wassern und Palazzi, bis man selbst nicht mehr sicher weiß, was Wirklichkeit ist und was Täuschung. Die Geschichte um ein enterbtes Ehepaar, einen zwielichtigen Gastgeber und einen Palazzo voller unerklärlicher Ereignisse entfaltet sich langsam, aber eindringlich. Und genau das macht ihren Reiz aus: Man wird hineingezogen in eine Atmosphäre, die schillert wie das Wasser der Lagune – schön und unheimlich zugleich.“

Vom Buchrücken: Venedig, 1899: Ein Palazzo im Nebel.
Eine Ehe in Gefahr. Und Geheimnisse, die den Verstand rauben. Als Evelyn Dolmans Hoffnungen auf ein Erbe zerplatzen, führt ihn die Reise in den Palazzo Dioscuri – und mitten in ein Netz aus Intrigen, Leidenschaft und unheimlichen Erscheinungen.

ISBN: 978-3-462-00828-9

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