Empfohlen von Anna Zehetmeier
„„Ósmann“ von Joachim B. Schmidt ist eines dieser seltenen Bücher, das einen sofort packt und bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Es ist rau, kraftvoll, poetisch und dabei zutiefst menschlich. Die Geschichte spielt im Island des späten 19. Jahrhunderts und folgt Jón Magnússon Ósmann, einem Fährmann und Außenseiter, der mitten in einer kargen, wilden Landschaft lebt, irgendwo zwischen Realität und Legende. Ósmann ist eine faszinierende Figur: tief gläubig, gleichzeitig trinkfreudig, stark, aber innerlich zerrissen und er lebt mit Geistern und Elfen. Die Sprache des Romans ist eindrucksvoll: klar und direkt, dabei voller Tiefe und Atmosphäre. Man spürt beim Lesen die Kälte des Nordwinds, das Knarren des Seils an der Fähre, das leise Flüstern der Geister. Gleichzeitig schafft es das Buch, historische Wirklichkeit mit mythischen Elementen so zu verweben, dass man manchmal nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht – und genau das macht es so besonders. Für mich war es ein echtes Leseerlebnis, intensiv und eindringlich. Wer Literatur sucht, die sowohl sprachlich als auch inhaltlich tief geht, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es hallt lange nach.“
Vom Buchrücken: Der hohe Norden Islands um die Jahrhundertwende. Dort setzt Jón Magnússon Ósmann mit seiner Seilfähre Menschen, Tiere und Waren über die Gewässer des Skagafjords. Er ist ein Fischer und Robbenjäger, er sieht Geister und Elfen, er ist ein Menschenfreund, der Bedürftige verpflegt und beherbergt, und er ist ein gottesfürchtiger Trinker und Poet. Überlebensgroß, kräftig, gesellig und dabei versehrt vom eigenen Schicksal, sodass ihn die Fluten zu locken beginnen, die er über vierzig Jahre lang befahren hat. Eine lebenspralle und beinahe unglaubliche Geschichte nach einem wahren Leben.
ISBN: 978-3-257-07330-0